Comics, Leporellos , Pop-ups

Comics & Co.

Kennen Sie die Foto-Leporellos, die man sich früher als Urlaubssouvenir mitbrachte? Mit "Ansichten von...." der Mosel, Mallorca, Paris oder Venedig? Auf solchen langen, faltbaren Streifen aus Papier lassen sich auch gezeichnete Geschichten erzählen. Mal mit mehr, mal mit weniger Text.

Die kleine Skizze rechts zeigt einen Herrn, mit dem die Geschichte der deutschen Reichsgründung eng verknüpft ist, Otto von Bismarck. Sein Foto zierte nicht nur Amtsstuben, sondern auch deutsche Privathaushalte und taucht heute noch manchmal auf Trödelmärkten auf. Bismarcks gezeichnetes Konterfei ist Detail eines aus sechs Kartons bestehenden Leporellos zur europäischen Geschichte, das 2010 bei einem Pleinair in Bergkamen entstand. Sein Motto war "Europa - 4000 und ein Jahr", was sich auf das vermutliche Datum der Begegnung Europas mit dem  Stier bezog (und gleichzeitig als Wortspiel auf die orientalischen 1001-Nacht-Geschichten hinweist). Hier folgt ein Schnelldurchlauf durch Europas Werdegang bis heute, mit einer sehr persönlichen Sicht auf die historischen Fakten.

Europas Geschichte  –  vorwiegend stürmisch

So fing es an: Erst die frühen Hochkulturen und dann die antiken Großreiche.
So fing es an: Erst die frühen Hochkulturen und dann die antiken Großreiche.

Europa und der Stier

Der griechische Göttervater Zeus hatte eine Schwäche für menschliche Frauen und zeugte mit ihnen eine ganze Reihe von Kindern, die alle einen Halbgötter-Status erhielten. Erstaunlicherweise nahm er oft Kontakt zu den Damen auf, indem er die Gestalt eines Tieres annahm (ob Götter-Gattin Hera sich wirklich dadurch täuschen ließ?). Im Falle der Königstochter Europa erschien er als Stier. Hatten männliche Rinder früher eine andere Reputation? Heute kennen wir sie als Kampfstiere beim Spanienurlaub in der Arena oder begegnen ihnen mit sehr viel Respekt, wenn wir ausnahmsweise einen Bullen auf der Weide sehen (vielleicht auf einem Bio-Bauernhof?). Prinzessin Europa scheint der Stier keine Angst gemacht zu haben.

Vom Mittelalter über Renaissance und Barock gelangte Europa ins Zeitalter der Aufklärung.
Vom Mittelalter über Renaissance und Barock gelangte Europa ins Zeitalter der Aufklärung.

Schon im achten Jahrhundert vereint

Europa war schon früher eine Zeitlang in weiten Teilen vereint - im Frankenreich Karls des Großen, den die Franzosen "Charlemagne" nennen. Allerdings hatten sich die Länder und die darin lebenden Bürger nicht freiwillig diesem großen Reich angeschlossen. Frankenkönig Karl erreichte die Einigung unter seiner Führung durch eine große Zahl von Kriegen und kleineren Feldzügen. Im Europa des achten und neunten Jahrhunderts hätte sich wahrscheinlich keiner einen anderen Weg vorstellen können. Die Bereitschaft der Herrschenden, Meinungsverschiedenheiten durch blutige Fehden auszutragen, wurde ein Markenzeichen des Kontinents. Trotz seiner vielen Kriege wird die Erinnerung an Karl den Großen hoch gehalten und man feiert ihn als denjenigen, der erstmals die Idee einer europäischen Einheit entwickelt hat.

Ratten und Pest - ein wahres Horror-Szenario. Als seien Kriege und Hungersnöte nicht schon Plage genug gewesen...
Ratten und Pest - ein wahres Horror-Szenario. Als seien Kriege und Hungersnöte nicht schon Plage genug gewesen...

 

Weibliche Erfolgsstory

 

Die Tochter Heinrichs VIII., Elisabeth I. von England, bewies in der Zeit ihrer Regentschaft, dass Frauen durchaus ein Land führen können. Sie legte den Grundstein für Englands Aufstieg zur See- und späteren Weltmacht.

Eine große Schiffsflotte erschloss dem Land Handelsverbindungen in andere Länder. Der Wohlstand im Land nahm zu, nicht zuletzt, weil sogar Piraten wie Francis Drake für die Königin Schätze eroberten.

 Revolutionen und Umbrüche kennzeichnen den Kontinent seit Ende des 18. Jahrhunderts, und im 19. und 20. Jahrhundert. Nach den schrecklichsten Kriegen der Geschichte gelang ein Neuanfang.
Revolutionen und Umbrüche kennzeichnen den Kontinent seit Ende des 18. Jahrhunderts, und im 19. und 20. Jahrhundert. Nach den schrecklichsten Kriegen der Geschichte gelang ein Neuanfang.

Revolution und stürmische Zeiten

1789 stürmte das Volk von Paris die Bastille, entmachtete den Monarchen und errichtete die erste Republik nach dem Grundsatz "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". Die Ideale wurden auf eine harte Probe gestellt und schon bald krönte sich ein Bürger namens Napoleon Bonaparte zum Kaiser, nachdem er Frankreich durch eine Reihe erfolgreicher Eroberungsfeldzüge viele Nachbarländer hinzugefügt hatte. Nach dem Ende der französischen Besetzung des Kontinents gab es in der Geschichte unseres westlichen Nachbarlandes noch zwei Könige, die erneut der Republik Platz machten, deren Präsident sich jedoch wieder zum Monarchen krönte. Erst danach blieben die Franzosen ihrer Republik treu - na ja, inzwischen haben sie fünfte.

In Deutschland ging es weniger wechselhaft zu. Fürstentümer und Adel saßen fest im Sattel. Aber es gab revolutionäre Bestrebungen. 1848/49 wurde erstmals in den deutschen Ländern der Versuch unternommen, die alte Ordnung zu ersetzen, doch der Umbruch fand nicht statt. Nach weiteren Kriegen gab es dann, kaum hatte man sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwas erholt, das erste gigantische Massaker mit modernen Waffen. Von 1014 bis 1918 starben Millionen Mitbürger im ersten Weltkrieg.

Und der zweite Weltkrieg kündete sich schon bald an...

 

Verpatzte Prüfung an allem schuld?

 

Der Diktator und die Kunst - ein sonderbares Verhältnis: Adolf Hitler wollte eigentlich Maler werden, scheiterte aber bei der Aufnahmeprüfung für die Akademie. Wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn er seinen Traum verwirklicht hätte?

Für die Völker Europas wurde die Zeit, in der ein verhinderter Maler Deutschlands "Führer" war, zum Albtraum. Auch bildende Künstler hatten darunter zu leiden, vor allem diejenigen, die als entartet galten.

 

Nach 1945 entstand ein anderes Europa, nach und nach, trotz der Schwierigkeiten und Bedrohungen des kalten Krieges. Die Bürger waren froh, sich auch mal mit anderen Dingen beschäftigen zu können und entdeckten die schöne Welt des Konsums.

Die zweite Seite der Story: Ausgestorben, oder doch nicht?

Es gibt noch eine Rückseite wie bei jedem Leporello. Sie zeigt in Form von Popups vier wichtige Spezies, die wir in Europa endgültig ausgerottet und vom Erdboden verschwunden glaubten. Aber dann zeigte es sich, dass ihr Erbgut doch noch in verwandten Geschöpfen lebendig war - und wir schafften es, sie rückzuzüchten. Drei Tierarten gehören dazu - das Wildpferd, der Auerochse und eine alte Haustierrasse, das Wollschwein, das sich im Gegensatz zum praktisch unbehaarten rosa Hausschwein von heute mit einem kuscheligen Pelz schmücken kann. Die meisten Tier- und Pflanzenarten, die wir auf dem Gewissen haben, sind und bleiben aber verschwunden. Einer unserer engsten Verwandten, der Neandertaler, der ja auf jeden Fall der erste menschliche Europäer war, ist ebenfalls im Nebel der Geschichte verschollen. Doch selbst er scheint noch - zumindest in Spuren - vorhanden. Es gibt Wissenschaftler, die glauben, sehr kleine Bestandteile der DNA unseres stämmigen Cousins in dem einen oder anderen Zeitgenossen entdeckt zu haben, zumindest bei Europäern und Asiaten. Homo neandertalensis ist also nicht völlig fort. Nur - rückzüchten wird man ihn wohl kaum.

Das Wildpferd graste noch im Mittelalter in beachtlicher Zahl auf dem europäischen Kontinent herum. Man züchtete aus ihm diverse Arbeits- und Reitpferde. Die wilden Exemplare wurden aber auch gejagt - um gegessen zu werden.
Das Wildpferd graste noch im Mittelalter in beachtlicher Zahl auf dem europäischen Kontinent herum. Man züchtete aus ihm diverse Arbeits- und Reitpferde. Die wilden Exemplare wurden aber auch gejagt - um gegessen zu werden.
Der Auerochse (der heute richtiger Heckrind heißt) ist ebenfalls zunächst aus Europa verschwunden. Heute gibt es wieder mehr von ihnen, die in Naturparks leben.
Der Auerochse (der heute richtiger Heckrind heißt) ist ebenfalls zunächst aus Europa verschwunden. Heute gibt es wieder mehr von ihnen, die in Naturparks leben.
Wollschweine sind eine alte Haustierrasse, die ebenfalls nahezu ausgestorben war. Es gelang, wieder einen beachtlichen Bestand heran zu züchten. Im Gegensatz zu Wildpferden und Wildrindern leben sie aber nicht in Naturparks, sondern in menschlicher Obhut.
Wollschweine sind eine alte Haustierrasse, die ebenfalls nahezu ausgestorben war. Es gelang, wieder einen beachtlichen Bestand heran zu züchten. Im Gegensatz zu Wildpferden und Wildrindern leben sie aber nicht in Naturparks, sondern in menschlicher Obhut.

Abenteuerreise auf 16 Seiten

Am einem "Kunstnachten"-Wochenende der Kunstwerkstatt Sohle 1 Bergkamen entstand auf 16 Seiten die Geschichte von zwei ungleichen vierbeinigen Freunden, dem großen Hirtenhund XL und seinem kleinen Hausgenossen Tiger, dem Kater. Die Unterschiede zwischen Hund und Katze, die natürlichen Missverständnisse zwischen Caniden und Feliden, und nicht zuletzt die Besuche von Jagdhündin Lilli sorgen für immer wieder neue Aufregungen und Überraschungen.  Davon kann jeder, der eine solche vierbeinige Gesellschaft beherbergt, ein Lied singen.

 

Da schläft jemand, der eigentlich als Hauswächter angestellt ist, und lässt sich nicht stören. Gleich wird er wach - und die Geschichte geht los.
Da schläft jemand, der eigentlich als Hauswächter angestellt ist, und lässt sich nicht stören. Gleich wird er wach - und die Geschichte geht los.
Die Rückseite der Geschichte. Die beiden Kontrahenten sagen tschüss.
Die Rückseite der Geschichte. Die beiden Kontrahenten sagen tschüss.